Ursprung und Entwicklung des St. Niklauseinzugs
Erster St. Niklauseinzug
Der erste St. Niklauseinzug in Kägiswil fand am Samstag, 4. Dezember 1954, statt. Belegen lässt sich dieses Datum durch drei Quellen, nämlich durch die „Chronik über den St. Niklaus-Umzug Kägiswil“, durch das erste Kassabuch des St. Niklauskomitees und durch den Obwaldner Volksfreund.
In der „Chronik über den St. Niklaus-Umzug“ beschrieb der Chronist,
Lehrer Otto Camenzind, einleitend die Umstände, welche zur Entstehung des
ersten Einzugs führten. Er beginnt mit der Feststellung, dass es in jenem
Jahr in Kägiswil zwei Neuerungen gegeben habe. Dann nennt er gleich die erste
Neuerung: „Zunächst wurde im Oktober das neue, von Jung und Alt als vorzüglich
angesehene Schulhaus eingeweiht.“ Der Obwaldner Volksfreund berichtete
über diese Einweihung in der Ausgabe vom
Dann fährt der Chronist fort: „In der Freude und im Stolz über den gelungenen, prachtvollen Bau wollten viele einen neuen Aufschwung des seit einiger Zeit beinahe lahm gelegten Vereinslebens voraussehen. Etliche bedauerten, dass in Kägiswil überhaupt nie ‚etwas läuft’, andere, dass sozusagen fast nichts getan wird, um das kulturelle Leben unter der Bevölkerung des Dörfleins zu fördern.“
Der Chronist, der seit 1953 in Kägiswil als Lehrer tätig war, schrieb weiter, so habe er „erstmals Ende Oktober“ von der Idee gehört, dass man in Kägiswil einen „Klausumzug“ gestalten wolle. Als Initiant dieser Neuerung sei ihm von Wyl Arnold, Besitzer der Gärtnerei in der Kreuzstrasse, genannt worden. Ein solcher „Klausumzug“ hielt der Chronist für eine „Idee, die bei sorgfältiger Ausführung eine erfreuliche Abwechslung in den sonst so eintönigen Jahreslauf des ruhigen Dörfleins [...] bringen könnte, ganz abgesehen davon, dass damit die fast eingeschlafenen alten Bräuche […] neuen Auftrieb erhalten könnten.“
Nach dieser Vision, die sich später voll und ganz verwirklicht hat, wird
in der Chronik weiter berichtet, dass sich die an der Durchführung eines „Klausumzugs“
interessierten Männer in der letzten Oktoberwoche im Gasthaus Kreuzstrasse
erstmals versammelt hatten. Nebst dem Chronisten waren Arnold von Wyl,
Zuerst wurden die Schwierigkeiten, die sich boten, von allen Seiten beleuchtet. Nachdem man sich aber trotz diesen entschlossen hatte, das Unternehmen zu wagen, begann man, die Gestaltung und Aufmachung des Umzugs zu planen.
Die grösste Sorge machte den Anwesenden die Frage, „ob sich die Kägiswiler überhaupt für diese Neuerung erwärmen liessen.“ Deshalb wurde vereinbart, im Falle eines Misserfolgs das Defizit zu gleichen Teilen zu übernehmen. Zudem offerierte der Wirt der Kreuzstrasse, Marcel Camenzind, einen schönen Teil der Kosten für den Imbiss, den man den Trinklern nach dem Umzug offerieren wollte, zu übernehmen. Hierauf „waren die Detailgeschäfte bald beraten und den einzelnen zur Erledigung übertragen worden.“ Man beschloss, in vier Wochen wieder zusammenzukommen. Inzwischen wurde bei Jung und Alt für die Teilnahme am Umzug geworben. Es galt auch, die notwendigen Requisiten aufzutreiben. Der Chronist hatte die Aufgabe, zwei Iffelen zu entwerfen.
Die Initianten hatten aber von allem Anfang die Idee, nicht nur einen „Klausumzug“ durchzuführen, sondern sie wollten auch die Hausbesuche in ihre Hand nehmen. Ihr „Plan für die Gestaltung des Klausbrauches“ sah Folgendes vor: „Am Abend des 4. Dezembers sollte der Umzug beim neuen Schulhaus beginnen und durchs Dörfli in die Kreuzstrasse führen. Fürs erste Mal wollte man es bei zwei Iffelen genügen lassen, deren Träger seitlich vom St. Niklaus die Spitze des Zuges bilden sollten. Anschliessend sollten einige Trommler folgen und zuletzt die grosse Schar der Trinkler, wozu man möglichst viel Männervolk aufbieten wollte.“ Zudem beabsichtigte man, den Zug von zwei Schmutzli und zwei Sammlern begleiten zu lassen. Letztere sollten mit einer Sammelbüchse die Zuschauer um eine Gabe zur Deckung der Unkosten bitten. Auf jeder Seite des Zuges waren je zwei Fackelträger vorgesehen. „An den beiden folgenden Abenden, am Sonntag und am Montag, wollte man im bisherigen Rahmen die Hausbesuche durch den St. Niklaus vornehmen, wozu man als Trinkler der Tradition gemäss die Teilnehmer am Vorunterricht aufzubieten gedachte.“
Ende November und anfangs Dezember hielt man noch zwei kurze Sitzungen ab. Dort wurde berichtet, dass man um das Gelingen des Umzugs nicht zu bangen brauche. Es hatten sich überraschend viele Männer bereit erklärt, am Umzug teilzunehmen.
Mit der Herstellung der Iffelen wurde recht spät begonnen. „Diese entstanden in den letzten Abenden vor dem Umzug in der Schreinerei Röthlin im Dörfli.“ Die Innenbeleuchtung der Iffelen verursachte einiges Kopfzerbrechen. Schliesslich beschloss man, die Träger grosse Batterien mittragen zu lassen. Diese sollten drei im Innern der Iffelen angebrachte Lämplein speisen.
Es kam dann der Abend des 4. Dezembers, an welchem eine Idee Wirklichkeit werden sollte. Laut dem Chronisten war es eine Freude, „wie die Trinkler in Scharen anrückten und von überall her die dumpfen Klänge der Trinkeln sich dem Sammelplatze näherten.“ Einige Aufregung verursachte jedoch eine Batterie, welche die Spannung verloren hatte. Es gelang aber, eine Ersatzbatterie herbeizuschaffen. Mit einer halben Stunde Verspätung konnte das Zeichen zum Beginn des ersten St. Niklauseinzugs gegeben werden.
„Dumpf dröhnten die Trinkeln in die kalte Nacht hinaus, gleichmässig
in stetem Takt, die Trommeln gaben dem dumpfen Klang der gegen 40 Trinkeln
den tragenden Boden.“ An der Spitze schritt
Der Umzug war ein Erfolg. Den Teilnehmern wurden anschliessend im Saal des Restaurants Kreuzstrasse Lebkuchen, Nidel und Kaffee serviert. Alle waren zufrieden. „[…] es tat wahrscheinlich den Jungen nicht mehr weh, wenn am nächsten Sonntag der gute Herr Pfarrer, den wir eben zur Aushilfe hier in Kägiswil hatten, bei der Predigt meinte, es sei erstaunlich, welch harte Naturen die jungen Kägiswiler hätten, welche man am anderen Morgen auf dem Heimweg sah, während die ersten Frühaufsteher aus den Federn krochen.“
Spuren dieses ersten St. Niklauseinzugs von Kägiswil finden sich auch im
ersten Kassabuch des
Auf dem Gruppenbild mit den sieben Hauptfiguren sieht man, wer die angeschafften Bärte trug. Nicht nur St. Nikolaus hatte einen Bart, sondern auch die zwei Iffelenträger und die Bettelschmutzli. Aus den vier Bogen Karton wurden die Iffelen gemacht, die der Chronist entworfen hatte. Laut späteren Angaben hat er sie nach Anweisungen von Arnold von Wyl entworfen, der ein grosser Liebhaber des Küssnachter Klausjagens gewesen sei. Das erklärt auch die Form der beiden Iffelen und das Sujet. Die ausgeschnittenen Teile wurden innen offenbar mit Krepppapier überklebt. Die beiden Kartonteile heftete man mit Draht zusammen. Die in der Chronik erwähnten Batterien sind nicht sichtbar, dafür aber beim Iffelenträger rechts im Bild ein feines Elektrokabel, das aus einer Tasche zur Inful hinaufführt. Vorne am Boden kauernd, links und rechts von St. Nikolaus, sieht man die Schmutzli mit Geröllen und Ruten in den Händen. Sie sind im Gegensatz zu den Bettelschmutzli und den Iffelenträgern nicht einheitlich gekleidet. Die St. Nikolausfigur kam als Bischof mit Inful und Krummstab daher.
Auf dem zweiten Foto in der Chronik schreitet St. Nikolaus mit den beiden Iffelenträgern an der Spitze des Einzugs. Im Hintergrund ist das damals neue Schulhaus zu sehen.
Das dritte Foto zeigt einige Trinkler mit einem Fackelträger und neugierigen Buben.
Auf dem vierten Foto sieht man vier Tambouren in weissen Hirthemden, drei davon im Vordergrund, welche die Trommeln schlagen, und einer etwas weiter hinten, der dem Trinklerhauptmann, welcher einen langen Säbel umgehängt hat, Anweisungen zu geben scheint. Dieser Tambour hält ein kleines Feuerhorn in den Händen. Bei genauem Hinsehen erkennt man auch die Flammen der vier Fackeln. Hinter dem mittleren Trommler folgt ein Mann mit einem Tenorhorn. Die Trinkler tragen weisse Halstücher, dunkle Mützen oder Zittelkappen, wie sie damals noch von Bauern und Holzern getragen wurden.
Während der Chronist den ersten St. Niklauseinzug als Erfolg betrachtete und die Hoffnung ausdrückte, dass er im nächsten Jahr noch ausgebaut werden könnte, zeigte sich der Obwaldner Volksfreund in seiner Dienstagsausgabe vom 7. Dezember kritisch. Unter der Rubrik „Im Vorübergehen“ war zu lesen: „Im Vorübergehen begegnete uns vorgestern auf Weg und Steg St. Niklaus hier als stattlich, würdiger Bischof, dort, wo dem irdischen Stellvertreter die nötige Garderobe fehlte, auch nur als mit Rute und Sack fuchtelnder und drohender „Schmutzli“. Und die Trinkler gaben mit ihren Schellen und Fahrtrinkeln her, was das Zeug hielt. In Kägiswil war bei der abendlichen Umfahrt der Grossen St. Niklaus von einem Stab eifriger Bedienter begleitet, erstmals wurden auch zwei grosse beleuchtete „Iffälä“ mitgetragen, wie sie etwa in Küssnacht am Rigi zum St. Niklausbrauch gehören. Ein prächtiges Bild zum Schauen, diese kunstvollen, grossen Bischofs-Infuln. Und doch, sollen wir den anderen ihren Volksbrauch nehmen, um unsern zu bereichern, wo dieser nach unserer Meinung spärlicher gewachsen? Hüten wir nicht auch den unsern eifrig und eifersüchtig?“
Einzug 1955
Am Samstag, 3. Dezember 1955, fand der zweite St. Niklauseinzug statt. In der Chronik steht: „Der Erfolg des letztjährigen Umzuges und die Anerkennung durch die Bevölkerung bewog die Veranstalter, den Umzug dieses Jahr mit noch grösserem Eifer auszubauen und wirkungsvoller zu gestalten.“
In verschiedenen Sitzungen wurde besprochen, was zu machen sei. Man fand,
dass der Mantel des
Nachdem man bezüglich der Kleider eine Lösung gefunden hatte, wandte man sich dem weiteren Bau von Iffelen zu. Von der Kartonfabrik Hergiswil wurde Karton für vier neue Iffelen gekauft. Der Chronist zeichnete die Entwürfe. Für die Herstellung der neuen Iffelen wurde während Wochen an vielen Abenden gearbeitet. Auch die grossen Schüler von Kägiswil wurden als Helfer eingespannt. Unter Anleitung ihres Lehrers schnitten und stachen sie nach der Schule tagelang im Werkraum des neuen Schulhauses die vorgezeichneten Teile aus dem dicken Karton.
Neu wurden die Innenflächen der Iffelen nicht mehr mit Krepppapier, sondern mit Stoff beklebt. Statt elektrischer Lämplein setzte man nun Kerzen für die Beleuchtung der Iffelen ein. Kassier Franz Lussi stellte in mühevoller Kleinarbeit mehrere Laternen her. Durch diese konnten die kostspieligen Fackeln ersetzt werden.
Am Abend des 3. Dezembers klappte alles wie am Schnürchen. Sogar das Wetter
war gut.
Nach dem Umzug erhielten wieder sämtliche Teilnehmer im Restaurant Kreuzstrasse Lebkuchen, Nidel und Kaffee. Der Abend war in allem ein grosser Erfolg. Nun wagten die Initianten den Gedanken, im folgenden Jahr „durch vermehrte Propaganda in der Lokalpresse, auch auswärtige Besucher in grösserer Anzahl“ nach Kägiswil zu locken.
Der Chronist nahm nach dem Bericht über den zweiten St. Niklauseinzug Abschied von der Chronik und den Mitgliedern des St. Niklauskomitees. Der Abschied wurde ihm insofern leicht gemacht, weil er überzeugt war, dass nun der Grundstein zu einer gedeihlichen Entwicklung des neuen St. Nikolausbrauches gelegt sei und die Initianten, welche diesen ins Leben gerufen hätten, mit dem bewiesenen Eifer für die Sache weiter arbeiten würden, bis der Umzug aus dem Dörfchen Kägiswil nicht mehr wegzudenken wäre.
Der Chronist Otto Camenzind hat Kägiswil im Jahre 1956 verlassen. Er ist das einzige Gründungsmitglied des St. Niklauskomitees, das heute noch lebt. In einem Interview hat er im April 2009 zur Entwicklung des St. Niklauseinzugs gesagt: „Ich habe all die Jahre gestaunt, was da entstanden ist, wie das heute noch läuft und perfekt organisiert ist und funktioniert. Da muss ich jedes Jahr erneut staunen.“
Über die Chronik, die er Protokollbuch nennt, hat Otto Camenzind im Interview berichtet: „Wir haben von Anfang an ein Protokollbuch gemacht, eine Art Tagebuch, welches leider verloren ging. Das Tagebuch habe ich in den ersten zwei Jahren gemacht. Das weiss ich noch. Und als wir 25 Jahre gefeiert haben... Nein, oder als wir den Stab eingeweiht haben? Ich weiss nicht mehr bei welcher Gelegenheit, ist das Buch einfach nicht mehr vorhanden gewesen. Dort wurden die Anfänge perfekt beschrieben. Darin würde stehen, was das Gedächtnis in 50 Jahren verloren hat. Schade, dass das Buch nicht mehr vorhanden ist.“ Wie die Interviewerin, wusste er damals noch nicht, dass die Chronik wieder zum Vorschein gekommen ist.
Einzug 1956
Über die weitere Entwicklung des St. Niklauseinzugs gibt das Kassabuch in groben Zügen Auskunft.
Laut Kassabuch wurden für den Einzug von 1956 Kerzen sowie Stoff und Zubehör
für Schmutzligewänder angeschafft, Stoffresten für Infuln gekauft, bei der
Druckerei von Ah Drucksachen bestellt, Perücke und Bart besorgt sowie der
Schneiderin Marie von Wyl der Schneiderlohn bezahlt. Zudem brauchte man wieder
Daraus kann gelesen werden, dass die Herstellung der neuen Schmutzligewänder, welche man ein Jahr zuvor aus Kostengründen zurückgestellt hatte, jetzt verwirklicht wurde. Als Neuerung wurde die erste leuchtende Krone geschaffen, unter welcher St. Nikolaus wie unter einem Baldachin daher schritt. Sie musste von drei Männern getragen werden. Mit ihr wollte man St. Nikolaus aus der Dunkelheit hervorheben.
Das Kassabuch weist zudem darauf hin, dass man 1956 erstmals Geld für Werbung ausgab und zum ersten Mal einen Fremdauftritt hatte. Der Einzug vom 2. Dezember 1956 wurde am selben Abend in Sarnen wiederholt. Hierüber wurde 1978 berichtet, man habe auf Drängen eines Kantonsrates dem Dorf Sarnen einen Besuch abgestattet, „um zu zeigen, was ein kleiner Bezirk zustande bringt. Das war eine Riesenüberraschung für die Sarner.“ Am 3. Januar 1957 spendete das St. Niklauskomitee einen Teil des Sammelgeldes der Caritas zugunsten der Ungarnhilfe.
Einzug 1957
Im Kassabuch wird ein kleiner Ausgabeposten für Plakate verzeichnet. Am Einzug waren höchstwahrscheinlich drei neue Iffelen zu sehen, denn es wurden in diesem Jahr wieder Stoffresten für Infuln und sechs Bogen Karton gekauft. Am 29. Dezember 1957 spendete man aus der KomiteekasseEinzug 1958
Erste Auslage für ein Inserat. Man gab wieder Geld für Perücke, Bart und Schnauz aus. Der Iffelenbau wurde auch dieses Jahr vorangetrieben. Dies zeigt der Kauf eines Episkops. Ein solches Gerät erlaubt es, Bilder auf eine Wand zu projizieren. Man liess auch von einem Schreiner vier Böden für Iffelen herstellen. Das Sammelergebnis beim Einzug stieg gegenüber dem Vorjahr um fast 100 Franken an.
Einzug 1959
Am 7. November 1959 verbuchte man im Kassabuch eine Auslage für einen St. Nikolausstab. In jenem Jahr wurde nach dem Entwurf eines Komiteemitgliedes ein neuer Krummstab angefertigt und eingeweiht. Dieser ist zum Wahrzeichen des Kägiswiler St. Nikolaus geworden. Im Gegensatz zum bisherigen, hölzernen Stab besteht der neue Stab aus Metall und ist zweiteilig. Der Stabkopf ist vergoldet und kann vom unteren Teil des Stabes abgeschraubt werden.
Laut Kassabuch werden Werbeinserate im Anzeiger und im Obwaldner Amtsblatt aufgegeben. Das Sammelergebnis wurde gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt und der Kauf von Rahm auf 13,5 Liter erhöht.
Einzug 1960
Erstmals wurde auch im Nachbarkanton Nidwalden für den St. Niklauseinzug in Kägiswil geworben, mit einem Inserat im Nidwaldner Amtsblatt.
Von der Kartonfabrik Hergiswil schaffte man 105 kg Handpappe (110 x 190 cm, 2 mm dick) an und bezahlte sie im Juli. Im Dezember wurden im Kassabuch auch die Auslagen für „vier Stützen für die Krone“ verbucht. Man arbeitete offensichtlich an einer neuen Krone.
Einzug 1961
Ab 1961 kann immer häufiger auch auf Presseunterlagen, Einzugspläne und Sitzungsprotokolle zurückgegriffen werden.
Der Kassabucheintrag „Photo von Jos. Reinhard, Sachseln“ vom 11. Januar 1962 deutet darauf hin, dass der St. Niklauseinzug von 1961 eine neue Sehenswürdigkeit zeigte. Es dürfte die neue Krone mit den vier Stützen gewesen sein.
Von jenem Jahr ist ein handgeschriebenes Plakat, möglicherweise nur ein Entwurf, erhalten geblieben. Neben einem daher schreitenden St. Nikolaus mit Inful und Krummstab steht „Grosser St. Nikolaus-Einzug in Kägiswil“. Darunter ist die Route angegeben: „Schulhaus – Dörfli – Kreuzstrasse – Bahnhof – Kreuzstrasse“. Im Gegensatz zu heute wurde auch ein Verschiebedatum vorgesehen.
Nach den angegebenen Daten und der Abmarschzeit wurde darauf hingewiesen, dass es eine „Carverbindung ab Garage Dillier, Sarnen“ gibt. Um für den St. Niklauseinzug zu werben, hat man erstmals einen Lautsprecherwagen eingesetzt, der am Nachmittag vor dem Einzug landauf und landab fuhr und das baldige Erscheinen des St. Nikolaus verkündete. In einem Schreiben der „Villiger Söhne A.G., Cigarrenfabriken, Pfeffikon bei Reinach (Aargau)“ wurde dem St. Niklauskomitee am 19. Oktober mitgeteilt: „Auf Ihre freundliche Anfrage vom 18. Oktober freut es uns, Ihnen mitteilen zu können, dass es uns möglich ist, Ihnen auf Samstag nachmittag, den 2. Dezember, einen unserer Lautsprecherwagen kostenlos zur Verfügung zu stellen. Unser Mitarbeiter wird sich um 13.30 Uhr beim Restaurant Kreuzstrasse in Kägiswil einfinden.“
Einzug 1962
Die Werbeanstrengungen wurden gesteigert. Der Lautsprecherwagen kam wieder zum Einsatz, diesmal mit Bewilligung der Polizeidirektion Obwalden. Die Druckerei von Ah druckte gratis 150 Einzugsplakate. Man liess im Obwaldner Anzeiger und im Nidwaldner Amtsblatt Inserate erscheinen und lud zu einer Pressekonferenz ins Restaurant Adler ein. Luzerner Neueste Nachrichten, Vaterland und Luzerner Tagblatt wurden durch den gleichen Journalisten vertreten. Dieser bat, durch Foto Josef Reinhard am Einzug für alle drei Zeitungen ein Foto machen zu lassen und berichtete, dass die LNN eine Voranzeige erscheinen lasse. Die Pressekonferenz verursachte Auslagen von Fr. 6.50. Gemäss Kassabuch wurde erstmals ein Betrag für eine Gasflasche ausgegeben. Es ist möglich, dass die Krone erstmals mit Gas beleuchtet wurde. Der Einzug am 1. Dezember 1962 wurde mit einem Böllerschuss eröffnet.
Einzug 1963
10. St. Niklauseinzug. Im Kassabuch fällt in diesem Jahr die erstmalige Auslage für die Miete eines Esels auf.Einzug 1964
Für eine Treichel wurden im Februar Fr. 100.-- ausgegeben. Im November kaufte das St. Niklauskomitee eine Eselstute, welche durch die Herausgabe von Anteilscheinen finanziert wurde. St. Nikolaus konnte mit einem neuen Gewand an den Einzug gehen. Dieses wurde bei ARS PRO DEO in Luzern hergestellt und von einem Gönner gestiftet.Einzug 1967
An der Spitze des Einzugs schritt ein von zwei Laternenträgern flankierter Iffelenträger mit einer Inful, auf welcher der Schriftzug „St. Niklaus-Einzug Kägiswil“ leuchtete. Dann folgten eine Tambourengruppe und etwa 10 Iffelenträger, St. Nikolaus unter der Krone, Engel mit einem Leiterwagen und Knecht Ruprecht mit einem Esel sowie der Hauptharst der Iffelenträger. Den Schluss bildeten Alpnacher Tambouren, die Trinkler und zwei weitere Laternenträger. Der Einzug wurde um 19.30 Uhr mit einem Böllerschuss eröffnet.Einzug 1969
Auch von der Einzugsformation im Jahre 1969 kann dank eines noch vorhandenen Programms ein ziemlich genaues Bild gezeichnet werden: An der Spitze schritt ein Iffelenträger mit der beschrifteten Einzugsinful. Er wurde von zwei Zwergen begleitet. Ihnen folgten die Tambouren, die dem Zug den Takt vorgaben, dann etwa 10 Iffelen. Danach kamen zwei Personen mit Laternen, vier Zwerge, St. Nikolaus unter der Krone, Engelchen mit einem Leiterwägelchen und Knecht Ruprecht mit einem Esel. Diesen Figuren folgten weitere Iffelen, dann zwei Tambouren und hinter diesen der gesamte Trinklerharst. Zwei Personen mit Laternen bildeten den Schluss. Ein Fernsehteam hat erstmals Aufnahmen gemacht, die kurz darauf in der Tagesschau gezeigt wurden.
Dieser Einzug zeigt, dass 1969 schon alle Figuren, die heute noch im Kägiswiler St. Niklauseinzug auftreten, existierten. Die Schmutzli und Bettelschmutzli wurden auf dem Einzugsplan nicht erwähnt, weil sie im Einzug keinen fixen Platz zugeordnet bekamen, sondern sich frei bewegten, wie es heute noch ist.
Gegenüber dem ersten Einzug fällt auch auf, dass niemand mehr mit einem Blasinstrument vorhanden war. Es fehlte auch der Trinklerhauptmann. Letzterer war den Einzugsordnern gewichen. In den 1980er Jahren verschwanden die Tambouren, weil keine mehr für diesen Einsatz zu finden waren. Sie tauchten ausnahmsweise am Jubiläumseinzug von 2003 wieder auf.
In den späteren Jahren kamen die Nebenkläuse dazu. Diese trugen einen roten Mantel mit Kapuze, hatten weisse Haare und einen weissen Bart. Sie bewegten sich ebenfalls am Rande des Einzugs und teilten den Kleinkindern Willisauer Ringli, Schokolädchen und Nüsschen in kleinen Tüten aus. 2008 wurden die Nebenkläuse abgeschafft und durch Schmutzli ersetzt. Es soll nur noch ein St. Nikolaus zur selben Zeit am gleichen Ort sein.
Einzug 1975
Hauptattraktion dieses Jahres war die neue von einem Komiteemitglied geschaffene Krone mit dem Bruder Klaus und den sieben Hauptkirchen von Obwalden. Die leuchtenden Bilder sind auf Plexiglas gemalt. Das Gerüst der Krone besteht aus Aluminium.Einzug 1978
Zur Feier des 25. St. Niklauseinzugs im Jahre 1978 wurde der am 25. November in Kägiswil durchgeführte Einzug am 2. Dezember in Sarnen wiederholt. An den Einzügen konnte man eine silberne Jubiläumsplakette kaufen. St. Nikolaus trug ein neues Kleid, das von den Klosterfrauen im Melchtal hergestellt wurde.Einzug 1981
Weil das Fernsehen Aufnahmen machte, führte man den Einzug trotz des schlechten Wetters samt den Iffelen durch. Ein Schneesturm beschädigte die Infuln sehr stark, so dass sie repariert und zum Teil sogar neu gemacht werden mussten.Einzug 1991
Der St. Niklauseinzug fand erstmals in umgekehrter Richtung statt, das heisst, man startete nicht mehr beim Schulhaus, sondern in der Kreuzstrasse. So muss nach dem Einzug jeweils nicht mehr das gesamte Material zurücktransportiert werden, sondern ist schon dort, wo es eingelagert wird.Einzug 1993
40. St. Niklauseinzug. Zur Planung dieses Jubiläumseinzuges wurde ein spezieller Ausschuss gewählt. Das Komitee machte unter anderem mit dem Verkauf eines Pins auf das Ereignis aufmerksam.Einzug 1995
In jenem Jahr wurde erstmals ein von einem Pony gezogener, beleuchteter Wagen eingesetzt, der den Schlusspunkt des St. Niklauseinzugs bildete. Der Wagen wurde später zu einem Sammelwagen umfunktioniert.Einzug 1996
Das Komitee startete zugunsten des St. Niklauseinzugs eine durch Sponsoren abgedeckte, gross angelegte Werbekampagne. Man liess ein neues Plakat entwerfen. „St. Niklauseinzug in Kägiswil“ schwebte gelb leuchtend in Form eines Krummstabs im dunkelblauen Sternenhimmel. Nebst Datum und Route des Einzugs war „Samichlaus-Umzug mit Kinderbescherung“ und „über 1500 Mitwirkende“ sowie „Parkplätze signalisiert“ zu lesen. Darunter stand u.a. „SBB Fahrplan ab Luzern / Giswil am 30.11.96 – Gratis Transfer Sarnen - Kägiswil - Sarnen“ und „Familienvergünstigung“. Der Kägiswiler St. Nikolaus begleitete die Fahrgäste von Luzern bis Kägiswil. Solche Plakate liess man auch in den Wagen der Brünigbahn aufhängen. Zudem gab es Auftritte im Fernsehen.Einzug 1997
St. Nikolaus trat in einem neuen, kostbaren Gewand auf, das man wiederum im Kloster Melchtal anfertigen liess. Es wurde von einem ungenannten Gönner bezahlt. In jenem Jahr konnte man erneut in Begleitung von St. Nikolaus, Schmutzli und einigen Komiteetrinklern mit einem SBB-St. Niklauszug von Luzern nach Sarnen und mit dem Postauto zum Kägiswiler St. Niklauseinzug fahren.Einzug 1998
Am St. Niklauseinzug von 1998 trugen die Schüler erstmals Stabinfuln, welche sie gemäss Anleitung des St. Niklauskomitees selber gestaltet hatten. In früheren Jahren konnte die Lehrerschaft sowohl über das Material als auch die Form und die Gestaltung der Laternen selber entscheiden. Es nahmen so viele Trinklergruppen am Einzug teil, dass die obere Grenze an Teilnehmern erreicht schien.Einzug 1999
An der Brünigstrasse wurde mit einer neuen Tafel für den Einzug geworben und somit die bisherige Werbetafel mit dem Bischofsstab ersetzt. Die neue Tafel zeigt einen Ausschnitt des vom KünstlerEinzug 2003
50. St. Niklauseinzug. Dieser Jubiläumseinzug übertraf alle bisherigen Einzüge.
Hier der Einzugsablauf: Tambouren; erste Einzugsinful; St. Niklauskomiteetrinkler
Kägiswil; Laternen; erste Krone (1956) mit
Die Iffelenträger erschienen in neuen, einheitlichen Gewändern, die alle von einem unbekannten Sponsor bezahlt wurden. Für die neu erstellten Iffelen verwendete man dünneren, leichter zu bearbeitenden Karton. Die ausgeschnittenen Stellen wurden statt mit Cupro-Seide mit farbigem Seidenpapier beklebt. Weil das Seidenpapier so dünn ist, können verschiedene Farben übereinander gelegt werden. Man erhält dadurch ein grösseres Farbenspektrum.
Im Vorfeld des 50. Einzugs lud das St. Niklauskomitee auf den 15. und 16.
November 2003 zu einer Ausstellung in der Mehrzweckhalle Kägiswil ein, die
durch die Geschichte des Kägiswiler