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St. Nikolausbrauchtum in Kägiswil
St. Nikolausbrauchtum in Kägiswil

Schülertrinkeln heute

Anfangs Dezember zieht der Schüler-St. Nikolaus mit seinem Gefolge während des Tages von Haus zu Haus und überreicht eine Gabe, und zwar in der Hoffnung, dass sein Besuch von den Beschenkten in Form einer Geldspende verdankt wird.

Bei diesem Schülertrinkeln tritt St. Nikolaus als Bischof in einem roten Gewand auf. Er hat einen weissen Bart, trägt eine Mitra auf dem Haupt und hält einen Krummstab in der Hand. Zu seinem Gefolge gehören zwei Diener, ein Schmutzli, die Trinklerschar unter der Leitung eines Hauptmanns und die Wägelizieher. Die Diener sind ähnlich wie Ministranten gekleidet. Der Schmutzli im schwarzen Gewand mit Kapuze hat ein Geröll, d.h. einen Riemen mit kugelförmigen Glöcklein, umgehängt. Der Hauptmann trägt einen Militärkittel und ist mit einem langen Säbel ausgerüstet. Für seine Bekleidung gibt es keine eigentliche Norm. Sie muss ihn einfach als Hauptmann erkennbar machen. Die Trinkler sind mit einem weissen Hirthemd bekleidet und tragen eine Trinkel, eine geschmiedete Kuhglocke, mit sich. Auch die Wägelizieher haben ein weisses Hirthemd an.

Der Hauptmann hat die Aufgabe, die Trinkler nach der Grösse der Trinkel einzuordnen. Jene mit der grössten Trinkel werden zuvorderst eingereiht. Der Hauptmann weist den Trinklern den Weg, befiehlt, wann getrinkelt werden muss, und gibt den Takt an. Er sorgt für Ordnung und Disziplin. Bei diesen Aufgaben kann er von einem Schmutzli unterstützt werden. Wenn kein Hauptmann vorhanden ist, übernimmt ein Schmutzli dessen Aufgaben. In der Hand hält er ein bis auf wenige Kronzweige entästetes Tannenbäumchen, ein Grotzli, mit welchem er den Takt angibt. Die Wägelizieher führen die Lebkuchen mit sich und sorgen dafür, dass der zuständige Diener immer genügend davon in seinem Korb hat. Im Hintergrund beobachtet eine Lehrperson das Geschehen und gibt bei Bedarf die nötigen Anweisungen.

Während die Schüler trinkeln, besucht der St. Nikolaus, begleitet von seinen Dienern und einem Schmutzli, die Häuser. Sobald die Tür geöffnet wird, werden die Besuchten von St. Nikolaus mit einem Sprüchlein begrüsst. Es lautet: „Dr Samiglais chund vom Himmel här und gahd vo Huis zu Huis und bitted um nä mildi Gaab, diä ych dr Liäbgott vergältä mag.“ Hierauf überreicht er einen kleinen Lebkuchen. Die Beschenkten geben St. Nikolaus oder einem seiner Diener, der als Säckelmeister amtet, als Dank für den Besuch und das Geschenk einen Geldbetrag, der in der Regel den Wert des erhaltenen Lebküchleins übertrifft. St. Nikolaus, Diener und Schmutzli antworten darauf mit folgendem Sprüchlein: „Äs danked ych diä Ängelschaar und jubled voller Fräid, wil iär ys bschänkd hend wunderbar, dr Liäbgott ych Dankä säid.“ Nach diesem Ritual verabschieden sich die Besucher, um sich dem nächsten Haus oder der nächsten Wohnung zuzuwenden. Der Hauptmann schaut, dass er mit seinen Trinklern immer möglichst in der Nähe von St. Nikolaus ist oder diesen gar auf seinem Weg begleiten kann.

So besuchen der Schüler-St. Nikolaus und seine Begleiter jede Haushaltung und manchmal auch spendenfreudige Betriebe. Aus dem Erlös des Schülertrinkelns werden der Bäcker für die Lebkuchen und die übrigen Unkosten bezahlt. Der Reingewinn geht in die Klassenkassen und wird grösstenteils zur Verbilligung der Schulreisen verwendet.

Weil Kägiswil ziemlich weitläufig ist, werden die Schüler in drei Gruppen aufgeteilt. Ein St. Nikolaus mit seinem Gefolge besucht das Dörfli, ein anderer die Kreuzstrasse und ein dritter den Schwarziberg. Dies garantiert, dass das Schülertrinkeln zeitig beendet ist, und die Schüler noch tags nach Hause zurückkehren können.